Lockangebote

Woche für Woche lockt der Lebensmittel-Handel in Prospekten und Anzeigen mit Hunderten Spar- und Aktionspreisen, die angeblich „nur für kurze Zeit“ gelten. Doch eine Langzeit-Stichprobe zu Sonderangeboten bei Marken-Lebensmitteln zeigt: Fast die Hälfte der Angebote taucht bereits binnen eines Monats in derselben Filiale wieder auf – zum identischen Preis.

Preisnachlässe zwischen 10 und 44 Prozent sind drin, wenn Discounter und Supermärkte ihre wöchentlichen Prospekte mit Dutzenden von Angeboten bestücken. In der Kühltheke finden sich dann das „Schlemmerfilet von Iglo“ für 1,77 statt 2,79 Euro wie die „Mövenpick Eiscreme“ für 1,99 statt 2,95 Euro, in den Regalen locken „Thomy Sonnenblumenöl“ für 1,29 statt 1,99 wie „Nescafe Gold“ für 7,49 statt 8,49 Euro. Diese und zahlreiche andere Rotstrich-Preise verleiten regelmäßig Millionen Kunden zuzugreifen. Viele decken sich sogar auf Vorrat ein. Eine zumeist überflüssige Vorsorge. Denn was als Sonderangebot offeriert wird, gleicht in den meisten Fällen eher einer Art zweitem Normalpreis. Das Gros der angeblichen „Marken-Schnäppchen“ kehrt regelmäßig wieder: die meisten innerhalb weniger Wochen. Das zeigt eine Langzeit-Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW bei acht Supermarkt-Ketten und Discountern. Dabei waren Edeka, Hit, Kaiser`s und Kaufland sowie Lidl, Netto, Penny und Rewe.

Fixe Wiederauferstehung
Insgesamt 400 Aktionspreise von Markenprodukten aus dem Lebensmittelbereich wurden aufgelistet und acht Wochen lang auf deren Wiederkehr gewartet. Mit verblüffendem Erfolg: Jedes zweite „Schnäppchen“ tauchte während der Acht-Wochen-Frist beim selben Anbieter wieder auf. Das Gros (168) davon zum identischen Preis. Die anderen Rückkehrer variierten im Preis um gerade mal drei bis zehn Cent. Die fixe Wiederauferstehung beendeter Sonderangebote fand sich bei den acht Unternehmen über das gesamte Sortiment: ob „Heinz Tomaten Ketchup“ oder „Volvic Mineralwasser“, ob „Thomy Salatsauce“ oder „Wagner Steinofenpizza“, ob „Jacobs Krönung“ oder die Schokocreme „Zentis Nusspli“.

Gar zweimal während der achtwöchigen Testphase erwachte und verendete der „Pom-Bär“ bei Kaiser’s, ebenfalls zweimal schenkte Kaufland kurzfristig das reduzierte Getränk „Krüger Chai Latte“ aus. Bisweilen dauerte es nur zwei Wochen, bis der identische Aktionspreis erneut ausgerufen wurde. Vor allem Lidl und Rewe, so das Ergebnis der Stichprobe, setzten fleißig auf diese Masche: Zwei Drittel der beobachteten Markenartikel kamen hier in die Dauer-Werbeschleife. Deutlich sparsamer agierte allein Edeka, die nur jedes fünfte Sonderangebot erneut platzierte.

Kettenübergreifende Sonderangebote
Damit nicht genug. Weitaus verheerender wirkt das Treiben, wenn man den Prospekt-Spuren über alle Unternehmen folgt. Denn kettenübergreifende Sonderangebote zum Einheitspreis fanden sich für alle 25 Test-Artikel. Bis zu zehnmal wurden etwa der „Große Bauer-Joghurt“ für 0,44, „Knorr Salatkrönung“ für 0,79, „Rotkäppchen Sekt“ für 2,79 sowie „Eduscho Gala Kaffee“ für 3,79 Euro annonciert. Schon aberwitzig: Satte zwölfmal stand Müllers „Joghurt mit der Ecke“ für 0,29 statt 0,49 Euro in den Kühltheken. Das hielt Rewe nicht davon ab, zu texten: „Den Preis gibt es nicht an jeder Ecke.“

Bei dieser Flut an Billig-Angeboten stellt sich die Frage: „Was ist eigentlich der Normalpreis eines Produkts?“ Vor dem Hintergrund dieser Stichprobe jedenfalls dürfte so manchen Kunden das Gefühl beschleichen: Wer Markenartikel ohne Nachlass in den Einkaufswagen legt, zahlt zu viel.

Quelle:VBZ NRW

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